Commodore VC20 / VIC20

Der VIC 20 entstand aus einem Meeting der Commodore Führungsspitze im Jahre 1980, in dem der Gründer und Geschäftsführer von Commodore, Jack Tramiel, verkündete, daß man einen 300 Dollar Computer bauen sollte um den Japanern zuvorzukommen. Die Japaner, so argumentierte Tramiel, waren bereits im Hifi, Fernseh und Automarkt sehr stark vertreten und der Computermarkt sei ihr nächstes Ziel. Commodore sei in der Lage dies zu verhindern, da man bereits im Taschenrechner und Personal Computer Markt sehr erfolgreich sei und man dank seiner eigenen Chipschmiede auch die Hardware günstig entwickeln und herstellen könne.

VIC 20, frühe Version

VIC 20, frühe Version

Zwei Jahre zuvor war von Commodore ein integrierten Sound- und Grafikchip namens VIC entwickelt worden, der in erster Linie für die Verwendung in Terminals und Spielkonsolen gedacht war. Es fand sich jedoch kein Abnehmer, und so wurde entschieden einen eigenen Computer mit dem VIC auszustatten um die Kosten wieder hereinzufahren. Einige Entwickler sträubten sich dagegen, da sie der Meinung waren daß der VIC zu beschränkt für einen "echten" Computer sei mit seinen 22 Zeichen pro Zeile (Commodores PET-Reihe stellte 40 Zeichen pro Zeile dar). Trotzdem wurde das Projekt begonnen.

Zwei Teams begannen mit der Entwicklung eines auf dem VIC basierenden Rechners, eins an der amerikanischen Westküste und eines an der Ostküste. Bob Yannes bei MOS Technologies in Pennsylvania bastelte aus CBM und PET Ersatzteilen einen ziemlich einfachen jedoch funktionierenden Prototypen zusammen. Das ganze war als Spielemaschine gedacht und in ein altes Commodore Rechnergehäuse zusammen mit einer alten PET-Tastatur verpackt. Ein Prototyp wurde auf der CES im Sommer 1980 gezeigt, und als Folge der guten Resonanz wurde ein "ernsthaftes" Projekt daraus.

Der VolksComputer ist da. Mit Farbe und Musik!

Als erstes kam der VIC-20 in Japan heraus, dort unter dem Namen VIC-1001, mit japanischen 'Katakana' Zeichen auf der Tastatur. Im Juni 1980 kam er in Amerika offiziell auf den Markt, obwohl schon Ende 1979 ein paar Prototypen verkauft wurden, die nur 4 KByte RAM hatten und andere Steckmodule verwendeten. Nach Europa kam er 1981. Die letzten VIC-20 wurden Ende 1985 verkauft. Der VIC-20 wurde zum ersten Heimcomputer, der über eine Million Male verkauft wurde. Weil der VIC-20 ein solcher Erfolg war, wurde er auch noch lange neben dem C64 verkauft, obwohl er durch diesen ursprünglich ersetzt werden sollte.

VC 20, späte Version

VC 20, späte Version

Der Rechner wurde von Commodore als "freundlicher Computer" bezeichnet. Entsprechend viel Aufwand wanderte in die Erstellung der Dokumentation, was man ihr auch ansieht. Vom Anschließen des Systems bis zur Programmierung in BASIC wird alles anschaulich erklärt. Seinerzeit war das alles andere als selbstverständlich.

Obwohl der Rechner als Spiel/Arbeits-Hybrid verkauft wurde, nahmen mit der Zeit die Spiele überhand. Dies wird wohl an der recht geringen Textauflösung gelegen haben (23 Zeilen mit 22 Zeichen pro Zeile), mit der etwa eine Textverarbeitung doch recht umständlich zu bedienen wird. Die Reputation des VC20 als Spielegerät hat aber vermutlich einen gewissen Anteil an den Verkaufszahlen seines Nachfolgers Commodore 64, da viele Leute vom VC20 auf den C64 umstiegen.

Die Technik

Der Rechner besteht praktisch aus den ROMS, dem RAM, der CPU, dem Grafik/Soundchip und zwei CIAs. Bei der ersten Version des Rechners, die ab 1981 gebaut wurde, befand sich das Netzteil direkt auf der Platine. Durch den großen Spannungsregler und die schlechte Gehäuselüftung erhitzt sich der Rechner nicht unerheblich. Bei der zweiten Version wurde dieser Makel beseitigt, denn das externe Netzteil des C64 wurde verwendet.

Mit 5 KByte RAM war der Rechner äußerst spartanisch ausgestattet, nach Abzug der Systembereiche bleiben in der Grundausstattung 3583 Bytes für Basic frei. Der Speicher ist bis auf 32 KByte ausbaubar, und zwar mittels Speicherkarten, die in den Modulport gesteckt werden. Diese reichen in der Kapazität von 3 KByte (Commodore VIC-1210) bis 32 Kbyte (Fremdhersteller). Mit Hilfe der Erweiterungsbox VC1020 kann man mehrere Speichererweiterungen oder auch andere Module gleichzeitig am VC20 betreiben.

Bei den Speicherchips handelte es sich um statische RAMs, die keinen Refresh benötigen. Grafikchip und CPU teilen sich den Speicherzugriff, bei der steigenden Flanke des Taktsignals ist der Grafikchip dran, bei der fallende ist es die CPU. Der Speicher bestand aus einer ganzen Menge 1 KByte-Chips. Dies kam daher, dass der Firmenchef von Commodore (Jack Tramiel) beklagte, die Firma hätte einen Überschuss an 1K-SRAM-Bausteinen. Es war ihm egal, wieviel Speicher der Computer bekam, solange nur dieser Überschuss abgebaut und 1K Bausteine verwendet wurden. Die Entwickler wussten allerdings, dass sie damit nur 5 KByte RAM realisieren konnten, wenn sie ihr Kostenziel erreichen wollten.

Die Speicherorganisation

Die Standardausstattung von 5 KByte RAM ist aufgeteilt auf zwei Stellen im Adreßraum der CPU. Das erste KByte steht direkt am Anfang des Speichers und beinhaltet die Zero Page, den Stack und diverse BASIC und Kernelvariablen. Danach folgt eine 3 KByte große Lücke, gefolgt von den restlichen 4 KByte RAM für BASIC und den Bildschirmspeicher. Der VIC-Chip kann nur auf den fest eingebauten Speicher zugreifen, er kennt keine Speichererweiterungen!

Memory Map

Die kleinste Speichererweiterung für den VC20 füllt die 3 KByte Lücke am Anfang auf und sorgt so für 8 KByte zusammenhängenden Speicher. Dieser Bereich wird auch als Block 0 bezeichnet. Insgesamt gibt es höchstens vier Blöcke von je 8 KByte RAM, die insgesamt für 32 KByte zusammenhängenden Speicher sorgen können. Dieser Speicher füllt die gesamte erste Hälfte des Adreßraums der CPU aus. In den 32 KByte darüber liegen die BASIC und Kernel-ROMs sowie die Register der Ein-Ausgabebausteine und des VIC. Außerdem gibt es noch die Möglichkeit für einen weiteren 8 KByte-Block Speicher, diesmal im Bereich 40 KByte bis 48 KByte, bezeichnet mit Block 5. Dieser Speicher kann nicht von BASIC verwendet werden, da ein Block dazwischen fehlt. In Block 5 werden normalerweise auch die Spielmodule eingeblendet.

Eine Besonderheit: Sofern sich in Block 1 RAM befindet, verschieben sich der BASIC-Start, der Bildschirmspeicher, der Farbspeicher und diverse andere Zeiger und Adressen. Sofern nur der erste 8 KByte Block durch die 3 KByte Speichererweiterung komplettiert wird, so verschiebt sich lediglich der BASIC-Start, der Rest bleibt gleich. Daher kommt es häufig zu Problemen mit Software die feste Adressen verwendet bzw. von einer bestimmten Speicherorganisation ausgeht.

Die Peripherie

Im Gegensatz zum C64 war beim VC20 die Standardperipherie das Kassettenlaufwerk, was zum einen an der recht geringen Größe der VC20-Programme gegenüber der 64er Programme und an den dadurch wesentlich geringeren Ladezeiten lag. Dazu kam noch der günstige Preis der Kassettenlaufwerke, eine Diskettenstation kostete fast doppelt so viel wie der Computer selbst! Dadurch, dass der VC-20 etwas schneller als sein Nachfolger, der C64 war, ergaben sich einige Timing-Probleme und daraus resultierende Inkompatibilitäten, hauptsächlich betreffend die Floppys.

Der Name

Um den Namen VC-20 (eigentlich VIC-20) ranken sich so manche Legenden. Eine Vermutung war, daß er von der Größe seines Speichers (5 KByte RAM + 15 KByte ROM = 20 KByte) stammt, tatsächlich wurde der Name gewählt, "weil er cool klingt". In Deutschland hatte der Rechner ganz andere Probleme: der ursprüngliche Name "Vixen" wurde aus offensichtlichen Gründen fallengelassen, fast ebenso schlimm war VIC. Also entsann man sich der deutschen "Volks"-Tradition und bezeichnete den Rechner in Deutschland als "Volkscomputer" bezeichnet. Dies war durchaus passend, weil er so relativ günstig zu haben und dementsprechend weit verbreitet war.

Der VIC und William Shatner

Was nicht unerwähnt bleiben sollte ist, daß in Amerika der Schauspieler William Shatner Fernsehwerbung für den VIC 20 machte. Mit dem Spruch "The Wonder Computer of the 1980s!" brachte er wohl so machen VIC an den Mann (oder die Frau), bis seine nach der Serie "TJ Hooker" stark gestiegene Gage seiner Zusammenarbeit mit Commodore ein Ende bereitete. In diesem Zusammenhang bliebe noch zu sagen daß sich in dem Kinofilm "Star Trek II - Der Zorn des Khan" ein PET in Kirks Apartment findet...

Screenshots
Das EinschaltbildEinschaltbild VollausbauLaden von Software von BandGorfTooth InvadersVisible Solar SystemSpeed MathSeawolfFast EddieStar Trek
Betriebssystem
Datenblatt Commodore VC20 / VIC20
Erscheinungsjahr: Juni 1980 (Amerika)
Januar 1981 (Europa)
Ca. Neupreis: 899,- DM
$ 299,95
Prozessor: MOS 6502
Taktfrequenz: 1,02 MHz
Arbeitsspeicher: 5 KByte, davon ca. 3,5 KByte unter Basic nutzbar
ROM: 20 KByte:
- Basic V2.0 (8 KByte)
- Kernal (8 KByte)
- Zeichensatz (4KByte)
Grafikchip: MOS 6561 "VIC"
Soundchip: MOS 6561 "VIC"
Ein-Ausgabechip: 2x MOS 6522 "VIA"
Tastatur: 66 Tasten, im Gehäuse eingebaut
Gehäuseform: Tastaturcomputer (Brotkasten)
Anzeige: Fernseher
Composite-Monitor
Erweiterungsmöglichkeiten: Modulsteckplatz
Userport
Ein-Ausgabe: Modulsteckplatz
Userport
Ein Joystick-Port
Composite-Monitoranschluß (beinhaltet auch Audio)
Serieller Port für Drucker und Diskettenlaufwerke
Spezielles Tape-Interface mit 300 bps